Mit der Episode „Tod im Klavier“ starten Die Rosenheim-Cops fulminant in die sechste Staffel – und bieten gleich zum Auftakt einen Kriminalfall voller Intrigen, verletzter Eitelkeiten und tödlicher Musikleidenschaft. In dieser Folge wird ein gefeierter Musiker tot in einem Konzertflügel aufgefunden – ein Tod, der nicht nur die Ermittler, sondern auch das musikalische Milieu erschüttert. Was zunächst wie ein tragischer Unfall wirkt, entpuppt sich bald als kaltblütiger Mord, in dem jeder Ton zum Indiz wird.
Der Mordschauplatz: Musik wird zur Todesfalle
Der renommierte Geiger Carlo Kunde, ein hochangesehener Musiker des Bayerischen Rundfunks und Leiter eines angesehenen Streichquartetts, wird erschlagen aufgefunden – ausgerechnet mitten in einem Konzertsaal, der eigentlich ein Ort der Harmonie sein sollte. Der Tatort selbst ist ein erschreckender Anblick: Der Tote liegt in einem geöffneten Flügel, erschlagen von dessen Deckel. Doch schnell wird klar – der schwere Klavierdeckel war nicht die eigentliche Mordwaffe. Kunde wurde zuvor mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, bevor der Deckel auf ihn fiel. Der raffinierte Versuch, einen Mord als Unfall zu tarnen?
Eifersucht, Konkurrenz und musikalische Eitelkeiten
Die Ermittlungen führen die Cops tief hinein in die komplexe Welt der klassischen Musik, wo nicht nur Taktgefühl, sondern auch Eitelkeit und Konkurrenz den Ton angeben. Carlo Kunde war nicht nur ein ausgezeichneter Musiker, sondern offenbar auch ein schwieriger Charakter. Besonders seine Auseinandersetzungen mit dem Trompeter Jan Weyrauch stechen heraus. Kunde hatte sich lautstark darüber beschwert, dass Weyrauch den Akustiktest im Konzertsaal vor ihm durchführen durfte – eine vermeintliche Kleinigkeit, die jedoch für den sensiblen Künstler ein Affront war.
Nicht nur das Verhältnis zwischen Kunde und Weyrauch war gespannt. Auch innerhalb des Quartetts brodelte es. Die Bläser des Orchesters waren untergebracht auf der bevorzugten Südseite des Schlosses – ein Privileg, das den Streichern verwehrt blieb. Diese Ungleichbehandlung schien bei Kunde tiefen Unmut ausgelöst zu haben, was nicht zuletzt in seiner patzigen Art gegenüber Kollegen mündete.
Zwischen Bühne und Beziehungskrise
Auch das Privatleben des Opfers wirft Fragen auf. Eine mysteriöse Trennung, festgehalten in einem Brief, lässt vermuten, dass auch das Liebesleben des Geigers alles andere als harmonisch verlief. Eine verflossene Beziehung zu Marie Hofer – Schwester von Kommissar Hofer – wird zum brisanten Element, als herauskommt, dass Marie selbst in die Organisation des Konzerts involviert war. War Eifersucht vielleicht ein Motiv?
Marie beteuert, dass zwischen ihr und Kunde längst nichts mehr war, doch Gerüchte um eine neue Freundin und eine Szene an der Schneebar lassen Zweifel aufkommen. Die Ermittler beginnen, das Umfeld des Opfers nicht nur musikalisch, sondern auch emotional unter die Lupe zu nehmen.
Tatverdächtige in der Welt der Klassik
Die Liste der Verdächtigen wächst: Neben Weyrauch gerät auch Karl Bisser, ein Kollege aus dem Quartett, ins Visier der Ermittlungen. Aussagen über nächtliche Streitereien, nächtliche Rückkehr aus Stücken und verdächtige Rucksacktransporte zur Tatzeit lassen keine Ruhe. Zudem geben widersprüchliche Alibis den Ermittlern reichlich Anlass zur Skepsis. Einige Musiker behaupten, in ihren Zimmern geschlafen zu haben – doch niemand hat etwas gehört oder gesehen. Ein klassischer Fall von Schweigen im Walde?
Der Obduktionsbericht bringt schließlich Licht ins Dunkel. Die Kopfverletzung, zunächst unklar, wird als postmortale Verletzung eingestuft – ein Hinweis, dass der Täter nach dem Tod noch einmal zuschlug. Doch warum diese Wut? Eine Tat aus Leidenschaft? Oder sollte hier etwas vertuscht werden?
Dramatische Enthüllungen und ein gestohlenes Meisterinstrument
Ein weiteres brisantes Detail taucht auf: Kundes Geige – eine wertvolle Balestrero aus dem Jahr 1781 im Wert von über 200.000 Euro – ist verschwunden. Der Diebstahl des Instruments könnte der wahre Grund für den Mord gewesen sein. Wollte jemand die Geige zu Geld machen? Oder war sie ein Symbol für einen nicht erfüllten Traum? Die Spur führt die Ermittler schließlich zu einem Musiker, der offenbar plante, das wertvolle Stück zu verkaufen – unter dem Vorwand, sie sei ihm geschenkt worden.
Konzert der Wahrheit: Das Orchester ohne Dirigenten
Der musikalische Höhepunkt, das große Konzert, steht plötzlich unter einem düsteren Stern. Mit Kunde tot und das Ensemble gespalten, stellt sich die Frage: Wird das Konzert überhaupt stattfinden? Die Musiker sind sich uneins – während einige sich schockiert zurückziehen, planen andere, trotz allem zu spielen. Einer von ihnen ist Weyrauch, der mit der Trompete einspringen will. Ist es Schuldgefühl? Oder der Versuch, das Andenken an Kunde musikalisch zu ehren?
Doch auch seine Motive bleiben fraglich. Als herauskommt, dass Weyrauch als Letzter mit dem Opfer gesprochen hat – und das Gespräch in einem Streit endete – verdichtet sich der Verdacht. Seine Aussagen zu seinem Aufenthaltsort sind unklar, seine Reaktionen gereizt. Ist er der Täter? Oder spielt jemand anderes eine noch perfidere Melodie im Hintergrund?
Ein fesselnder Auftakt voller Spannung
Mit „Tod im Klavier“ gelingt Die Rosenheim-Cops ein grandioser Staffelauftakt, der alle Register zieht. Eine tödliche Mischung aus Neid, verletzter Künstlerseele und verschwiegener Vergangenheit bildet den perfekten Nährboden für ein packendes Krimidrama. Die geschickte Verzahnung von musikalischem Milieu, persönlichen Abgründen und kriminalistischer Raffinesse macht diese Folge zu einem absoluten Highlight der Serie.
Die Zuschauer erwartet ein klangvoller Mordfall, bei dem jeder Ton zählt – und am Ende doch die Stille die größte Aussage trifft.